Die besten Nicht-Blockbuster des Kino- und DVD-Jahres 2006

28.12.2006 Autor: Karsten Serck

Man könnte pessimistisch auf das Kino- und DVD-Jahr 2006 zurückblicken, dass auf den ersten Blick nicht sonderlich viele Überraschungen, sondern vor allem viele Filme hervorgebracht hat, die altbekannten Konzepten folgen. Selbst die großen Filme, die nicht die xte Fortsetzung eines erfolgreichen Blockbusters waren, boten doch vielfach nur alten Wein in neuen Schläuchen. Wenn man bei vielen Filmen bereits nach rund einer Viertelstunde eines Films grob erahnen kann, was in den verbleibenden Minuten bis zum Ende noch passiert, erscheint dies auf Dauer doch etwas ermüdend.

Aber man kann das Kinojahr 2006 auch wesentlich optimistischer betrachten. Denn auch in diesem Jahr gab es wieder zahlreiche Filme, die mehr als nur 120 Minuten Effekte und Berieselung boten und die sich lohnen, auf DVD auch in den nächsten Jahren noch mehrmals betrachtet zu werden. Das Jahr 2006 war in persönlicher Betrachtung insbesondere deswegen überraschend, weil in diesem Jahr auch erstaunlich viele interessante deutsche Filme auf DVD veröffentlicht wurden, die zeigten, dass nicht nur Komödien-Ulk und öde Filmkunst sondern auch weiterhin richtig gutes Kino in Deutschland entsteht.

Bei der Auswahl der Filme, die hier in loser Reihenfolge genannt werden, wurde vor allem auf den "Wiederabspielwert" geachtet, also darauf, dass die Filme auch nach mehrmaliger Betrachtung immer noch interessant bleiben.

Lord of War

Zynisch bis zur letzten Minute inszenierte "Gattaca"-Regisseur Andrew Niccol diese Geschichte über einen Waffenhändler, der den Schmierstoff für die kleinen Kriege auf diesem Planeten verkauft und mit Warlords aller Couleur bombige Geschäfte macht. Gerade die bissigen Off-Kommentare von Nicolas Cage machen "Lord of War" zu einem der besten Anti-Kriegsfilme der letzten Jahre, der ganz ohne moralisch erhobenen Zeigefinger auskommt.

AREA DVD-Review "Lord of War" (Code 2-DVD)

 

The Weather Man

Noch einmal Nicolas Cage, dessen Darstellung ähnlich wie in "Lord of War" auch in diesem Film vornehmlich aus Off-Kommentaren besteht. "The Weather Man" ist zwar nicht zum Aufheitern kalter Winterabende geeignet, erzählt aber ohne klischeehafte Über-Inszenierung die Geschichte eines Mannes, dessen Leben aus den Fugen geraten ist. Bei aller düsteren Ernsthaftigkeit wird "The Weather Man" aber niemals zum langatmigen Arthouse-Kino, sondern erzählt die Geschichte sehr kurzatmig und bietet dabei sogar ab und zu etwas Platz für Humor.

AREA DVD-Review "The Weather Man" (Code 2-DVD)

 

Match Point

Langsam wurde es Zeit, dass Wood Allen wieder einmal einen Film dreht, der nicht nur deswegen Beachtung findet, weil sein Regisseur Woody Allen ist. "Match Point" zeigt den verhängnisvollen Weg eines unverhofften Aufsteigers, hinter dessen netter Fassade sich eine Welt aus Lügen verbirgt. Ganz Woody Allen-untypisch kommt "Match Point" vollkommen ohne Längen aus, sondern offenbart sich als ein in der Dramatik langsam aufbauender Thriller, der Spannung bis zur letzten Minute bietet.

AREA DVD-Review "Match Point" (Code 2-DVD)

 

Das Leben der Anderen

Nachdem die Geschichte der DDR bislang vor allem mit starkem Ostalgie-Filter in Werken wie "Sonnenallee", "Goodbye Lenin" oder "NVA" filmisch inszeniert wurde, zeigt "Das Leben der Anderen" die weniger amüsante Seite des Lebens hinter Mauer und Stacheldraht. Nicht nur die Darsteller überzeugen, sondern auch die Handlung weist einige interessante Winkelzüge auf, die den Film bis in die letzte Minute spannend bleiben lassen.

AREA DVD-Review "Das Leben der Anderen" (Code 2-DVD)

 

 

Die Reise der Pinguine

Selten gelang es einem Regisseur, die Geschichte einer Spezies aus dem Tierreich so anschaulich und zugleich dramatisch zu inszenieren wie Luc Jacquet mit seiner "Reise der Pinguine". Aus der Perspektive der Tiere selbst zeigt der Film den harten Kampf ums Überleben in einer lebensfeindlichen Umgebung und wirkt dabei an keiner Stelle albern oder kitschig. Zudem bietet die DVD auch einen exzellenten Surround-Mix.

AREA DVD-Review "Die Reise der Pinguine" (Code 2-DVD)

 

Flug 93

Sehr dokumentarisch erzählt "Flug 93" die Geschichte der United Airlines-Maschine, die am 11. September 2001 New York in Richtung San Francisco verlies, aber niemals dort eintraf. So weit, wie es die verfügbaren Informationen zulassen, rekonstruiert der Filme das Schicksal von "Flug 93" und seiner Passagiere bis zum Absturz in Pennsylvania und wirkt gerade deswegen so überzeugend, weil auf künstliche Dramatisierung und Action verzichtet wurde.

AREA DVD-Review "Flug 93" (Code 2-DVD)

 

Good Night, And Good Luck

George Clooney wirft in seinem wohl bislang engagiertestem Film einen Blick zurück in die McCarthy-Ära. Die sehr schlicht wirkende Inszenierung im Schwarz/Weiss-Format erzählt zwar eine Geschichte aus der Vergangenheit über die Hexenjagden des US-Senators McCarthy auf Kommunisten oder vermeintliche Kommunisten nach dem klassischen Freund/Feind-Muster. Die Botschaft, die George Clooney mit diesem Film über die US-Politik der Gegenwart vermittelt, ist aber für den Zuschauer nicht zu übersehen.

AREA DVD-Review "Good Night, And Good Luck" (Code 2-DVD)

 

Knallhart

Der Titel von Detlev Bucks Großstadt-Drama ist keine Übertreibung. Denn "Knallhart" zeigt das rauhe Leben von Großstadt-Kids ohne Filter. So witzig und authentisch Detlev Bucks erste Filme wie z.B. "Erst die Arbeit und dann..." den Blick aufs Leben im idyllischen norddeutschen Flachland zeigten, genauso gut gelingt ihm heute die dramatische Inszenierung von ernsten Themen. Und - man möchte es nicht glauben - Jenny Elvers beweist in ihrer Rolle als Mutter, dass sie mehr sein kann als das Show-Sternchen aus dem Nichts, sondern sogar richtiges schauspielerisches Talent hat.

 

Goldene Zeiten

Hollywood meets Kohlenpott - Peter Thorwarth, Regisseur von "Bang Boom Bang" (einer der besten deutschen Komödien der letzten Jahre), inszenierte diese morbide Komödie als letzten Film der "Unna - Trilogie". Hinter dem Glamour, den Ex "A-Team"-Star Dirk Benedict als Gast-Star eines Benefiz-Golfturniers vermitteln soll, offenbaren sich schnell die Intrigen verschiedener Provinz-Größen und halbseidener Gestalten. Die schrulligen Figuren verstricken sich immer mehr im Gestrüpp ihrer eigenen Lügen dieser ebenso witzigen wie zynischen Komödie.

 

Die Insel

Das Science Fiction-Genre genießt in den letzten Jahren ein kleines Schattendasein und wird von Hollywood in erster Linie durch actionlastige Comic-Verfilmungen repräsentiert. Ausgerechnet Blockbuster-Regisseur Michael Bay inszenierte mit "Die Insel" hingegen einen utopisch-düsteren Zukunfts-Thriller in bester Philip K. Dick-Tradition. Auch wenn "Die Insel" im Handlungsverlauf durchaus einige Schwächen hat, ist er dennoch einer der interessantesten Science-Fiction-Filme dieses Jahres.

AREA DVD-Review "Die Insel" (Code 2-DVD)

 

The Transporter - The Mission

Zum Abschluss darf es auch ruhig einmal etwas ganz ohne Anspruch sein. Unser "Hirnloser Trash-Movie" des Jahres ist "The Transporter - The Mission": Jason Statham zeigt im zweiten "Transporter"-Einsatz, wie ein Action-Film zugleich absolut übertrieben und sinnfrei, aber dennoch (oder vielleicht sogar deswegen) ebenso unterhaltsam und witzig sein kann.

AREA DVD-Review "The Transporter - The Mission" (Code 2-DVD)

Anmerkung: Die Auswahl der Filme (ohne Auflistung nach Präferenz) erfolgte vollkommen subjektiv und ohne Anspruch auf Vollständigkeit.