The Abduction Club

Studio

Pathé Pictures (2002)

Verleih

mediacs (2003)

Laufzeit

92:14 min. (FSK 12)

Regie

Stefan Schwartz

Darsteller

Alice Evans, Matthew Rhys

DVD-Typ

DVD-9

Fernsehnorm

PAL

Bildformat

2,35:1 (anamorph)

Audiokanäle

1. Deutsch, Dolby Digital 5.1
2. Englisch, Dolby Digital 5.1

Untertitel

deutsch

Regionalcode

2

Verpackung

Amaray-Case
Film 

Angenehm und voller Luxus ist das Leben des Adels im späten 18. Jahrhundert in Irland. Zumindest wenn man sich so glücklich schätzen kann, der (männliche ) Erstgeborene einer Familie noblen Geblüts zu sein. Denn nach dem geltenden Erbrecht ist dieser der alleinig Berechtigte bezüglich des werthaltigen Nachlasses, während der Nummer zwei nur eine Karriere in niedrigeren Branchen oder alternativ eine Übersiedlung zwischen Klostermauern bleibt. Eine Gruppe junger und wagemutiger Jünglinge, die auf diese Weise vom Leben benachteiligt wurden, haben sich mit ihrem Schicksal nicht abgefunden und einen "Club der Entführer" gegründet, der bei seinen regelmäßigen "Benefizaktionen" nach einem klar reglementierten Schema vorgeht. Eine Versammlung blaublütiger Damen und Herren wird überfallen (wobei sämtliche, durch das gewaltsame Eindringen verursachten Kosten für den Hausherrn sofort beglichen werden), eine anwesende Tochter aus gutem und vor allem reichen Hause wird mitgenommen und nach zuvor zugelostem Vortrittsrecht hat einer der jungen Gentlemen die Chance, der jungen Dame innerhalb einer Nacht das Versprechen zur Ehe (und damit zu einer gesicherten Existenz, mittels der zu erwartenden Mitgift) abzuringen, wobei stets nur Mittel erlaubt sind, die der strenge Ehrenkodex eines Edelmannes erlaubt.
Die letzte Aktion des Clubs läuft dann allerdings schief: Statt wie üblich in relativ zivilisierter Art und Weise über die Bühne zu gehen, kommt es zu tätlichen Auseinandersetzungen und plötzlich sehen sich die beiden Freunde Garett Byrne (Daniel LaPaine) und James Strang (Matthew Rhys) mit erheblich schwerwiegenderen Problemen konfrontiert, als nur einem wutentbrannten Schwiegervater in spe. Nachdem sogar Schüsse gefallen sind, werden sie als gemeine Kriminelle gejagt, wobei sich vor allem John Power (Liam Cunningham), der Verlobte eines der Entführungsopfer als entschlossener Bluthund hervortut und sich gnadenlos auf ihre Fährte haftet. Dabei war das Objekt seiner Begierde, die liebreizende Anne Kennedy (Sophia Myles), gar nicht als Zielobjekt ausgewählt gewesen; die ursprüngliche Aktion richtete sich ausschließlich auf ihre ältere Schwester Catherine (Alice Evans), weshalb Garett auch einigermaßen verschnupft ist, ob der eigenmächtigen Verbiegung der Clubregeln durch seinen Kumpan Strang, der es einfach nicht lassen konnte, dem Drang seiner Gefühle nachzugeben, immerhin schien Anne zum damaligen Zeitpunkt auch noch durchaus entgegenkommend, was das Thema der unfreiwilligen Ortsveränderung angeht. Ganz im Gegensatz übrigens, zu ihrer Schwester, welche trotz einer geballten Charmoffensive von Garett der gesamten Aktion und vor allem den maßgeblichen männlichen Beteiligten kein Wohlwollen entgegenbringen möchte.

Kostümdramen zeigen häufig eine gewisse Tendenz zur Steifheit, die selbst dem gutwilligen Zuschauer ein gewisses Maß an Sitzfleisch abverlangen. Der durchschnittliche Mantel-und Degen-Film auf der anderen Seite zeichnet sich vor allem durch eine von substanzhaltigem Tiefgang weitgehend befreite Zone aus.
Ungemein erfrischend ist daher ein Werk wie "The Abduction Club", ein - was "Star-Power" und Marktmacht angeht- ausgesprochenes Underdog-Produkt, das die positiven Werte beider Varianten des Historienfilms zusammenfasst, dafür die Nachteile großzügig außen vorlässt.
Denn was soll man letztlich mehr verlangen, als vollkommene Eleganz, sowohl im Witz, wie in der Schauspielerführung, eine ideal abgestimmte Mischung aus Action und Romantik, sowie Dialoge, die mit Esprit und Gehalt zu überzeugen wissen. So hat der Film eigentlich nur zwei ernsthafte Mängel aufzuweisen. Zum einen stürmt er im letzten Drittel ein wenig zu eilig seinem glatten Ende entgegen. Der zweite Minuspunkt dagegen ist allerdings gravierend, wenn auch absolut unverschuldet: Warum kann es nur nicht mehr Filme dieser Art und Qualität geben ?

 

Bild 

Höchsten Maßstäben kann das Bild nicht genügen, teilweise leider noch nicht einmal hohen. Auf der anderen Seite sind aber wirklich herbe Ausfälle ebenfalls nicht zu vermelden, so dass das Ergebnis letztlich doch in Ordnung ist. Auf der Minus-Seite fallen eine gewisse Rauschtätigkeit, Mängel bei der Detailwiedergabe und nicht gerade perfekte Werte bei der Schärfe auf. Auffällig ist auch, dass durchgehend ein weißlicher Schleier über den Farben zu liegen scheint, was die ganze Angelegenheit visuell ein wenig blässlich daherkommen lässt. Andererseits gibt es jedoch auch andere Szenen (vor allem Außenaufnahmen im hellen Sonnenlicht), in denen dann Mängel praktisch nicht festzustellen sind. Der Gesamteindruck ist daher nicht berauschend, aber durchaus noch annehmbar.

 

Ton 

Es gibt bestimmt Filme mit einem wesentlich differenzierteren und druckvolleren Tonraumgefüge. Aber auch wenn die ganz großen akustischen Offenbarungen ausbleiben, kann die DVD doch mit ordentlich verorteten Nebengeräuschen, dem einen oder anderen speziellen Effekt und einem alles in allem sehr harmonischen Klangbild aufwarten.

 

Special Features 

Die Zugabenabteilung hat durchaus ihre positiven Aspekte. Informativ ist vor allem der Audio-Kommentar von Regisseur Schwartz und Produzent Peplow. Eine angenehme Variation einer sonst eher vernachlässigenswerten Abteilung bieten die Aufnahmen der B-Roll, die hier ebenfalls mit einem Audio-Kommentar versehen sind und so erheblich an Gehalt gewinnen. Daneben gibt es noch Interviewausschnitte mit den Mitwirkenden, sowie den Trailer.

10.09.2003

Review von Tobias Wrany