Eine Nacht bei McCools |
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Studio |
USAFilms (2001) |
Verleih |
BMG Video (2001) | |
Laufzeit |
88:55 min. (FSK 16) | |
Regie |
Harald Zwart | |
Darsteller |
Liv Tyler, Matt Dillon, Michael Douglas, John Goodman, Paul Reiser | |
DVD-Typ |
DVD-9 | |
Fernsehnorm |
PAL | |
Bildformat |
1,78:1 (anamorph) | |
Audiokanäle |
1. Deutsch, Dolby Digital 5.1 2. Englisch, Dolby Digital 5.1 |
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Untertitel |
deutsch, englisch | |
Regionalcode |
2 | |
Verpackung |
Amaray-Case | |
Preis |
ca. 20-25 € |
Film
Was ist das nur für eine Welt, in der einem selbstlose Hilfsbereitschaft so übel vergolten wird? Dabei sieht es zunächst durchaus vielversprechend aus, als Randy (Matt Dillon) eines Nachts vor der Bar "McCools" die überaus attraktive Jewel (Liv Tyler) vor den Attacken eines Wüstlings rettet. Zeigt sich die Schöne doch als ungemein anschmiegsam und bittet sogar darum, Randys bescheidenes Heim von innen zu sehen. Doch nach einem ausgesprochen lustvollen Intermezzo steht auch schon Jewels Lover, der auf den einprägsamen Namen Utah hört, in der Tür und der ist nicht nur einen Kopf größer als Randy, sondern außerdem noch bewaffnet. Wesentlich schmerzlicher trifft ihn jedoch die Enthüllung, dass alles nur ein abgekartetes Spiel der beiden war, um an seine Wertgegenstände zu kommen. Da Randy selbst keinerlei Kostbarkeiten im Hause hat, geht es zurück zu McCools, wo er als Barkeeper arbeitet und nun dem Gaunerpärchen den Zugriff auf den Inhalt des Safes ermöglichen soll. Aber ehe es dazu kommt, hat Utah plötzlich eine Kugel im Herzen und Jewel versichert Randy, das sie das ihrige an ihn verloren habe. Also nimmt Randy die Tat gegenüber dem ermittelnden Beamten Charly Dehling (John Goodman) auf sich, schließlich war es ja Notwehr und Jewel zieht bei ihm ein. So hätte ja eigentlich alles nach dem Motto "Und sie lebten glücklich, bis an ihr Lebensende" weitergehen können, wenn sich nicht Jewels an sich durchaus moderate Ambitionen in Sachen Lifestyle und Randys finanzielle Flaute ins Gehege gekommen wären. Da Randy wegen der Schießerei am Arbeitsplatz selbigen verloren hat, fehlen die Mittel, um den Ausbau des gemeinsamen Häuschens weiter voran zu treiben. Also erwachen bei Jewel erneut ihre leicht kriminellen Triebe und sie sorgt dafür, dass Randy folgsam mitspielt. Leider geht schon der zweite Diebeszug denkbar schief und die beiden haben auch noch eine Leiche am Hals und das ruft den guten Detective Dehling noch öfter auf den Plan, als bisher schon, hatte der gewissenhafte Ermittler doch bereits die Notwehrgeschichte für nicht ganz koscher gehalten und, was noch viel schwerwiegender ist, sich unsterblich in Jewel verguckt. Damit steht er allerdings überhaupt nicht alleine dar, denn auch Randys Cousin Carl (Paul Reiser) zeigt ein gesteigertes Interesse an der Schönen, wenn auch seine Motivation weniger der romantischen, als der handfest triebhaften Ebene angehört. Jewel spielt ihre drei Galane geschickt gegeneinander aus, wobei vor allem Randy zunächst am schlechtesten abschneidet, so dass er schließlich als Mordverdächtiger, arbeitslos, ohne Frau und Haus nur noch einen radikalen Ausweg sieht. Und das bringt schließlich auch noch einen gewissen Burmeister (Michael Douglas) ins Spiel, welcher sich die wenig menschenfreundliche Profession des Auftragsmörders als Berufstätigkeit ausgesucht hat.
"One Night At McCools" betreibt einen ausgedehnten Riesenslalom zwischen
allen Stühlen hindurch, was natürlich das Risiko beinhaltet, sich letztlich auf keinem
von ihnen niederzulassen und überhaupt keiner Zielgruppe gerecht zu werden.
Die unverhohlen zur Schau gestellten Reize der Hauptdarstellerin könnten jede ansatzweise
feministisch angehauchte Zuschauerin zur Abkehr bringen, allerdings kommt das Ganze in
erkennbar überhöht ironischem Ansatz daher, dass sich auch und vor allem die
"Macho-Forever" Gegenfraktion auf den Schlips getreten fühlen sollte, immerhin
zieht der Film nicht nur jede von Produkten aus der Schmuddelecke der Videothek genährten
feuchten Fantasie durch den Kakao, sondern lässt deren Vertreter auf der Leinwand auch
gnadenlos gegen jede erdenkliche Wand rennen.
Auch die beliebte Einordnung in die Schublade eines eng abgezirkelten Genres könnte
Probleme bereiten, so weist Liv Tylers Jewel zwar alle Merkmale der klassischen femme
fatale der alten Krimis aus der Ära der "Schwarzen Serie" auf, aber ob sich
"film noir" Nostalgiker am kunterbunten und dynamisch geschnittenen Design des
Films wirklich erfreuen können, soll mal dahingestellt bleiben. Und auch wenn über allem
der Begriff Komödie schwebt, bleibt das Konstrukt für Normalseher vielleicht manchmal
etwas zu schräg, während sich Indie-Freunde hingegen wahrscheinlich vom ebenso rasanten
wie hochglänzenden Mainstream-Appeal der Erzählweise irritieren lassen könnten. Und wer
sich im Ganzen als nettes kleines schwarzes Lustspiel gemütlich machen will, wird
spätestens durch den ganz unverhohlen das Finale von "True Romance" zitierenden
Showdown äußerst unsanft aus seiner heimeligen Ecke gerissen.
Die Liste der in "One Night At McCools" vereinigten Gegensätze könnte noch
endlos weitergehen, aber das Fazit bliebe dasselbe: Auch wenn die angesprochene
Uneinheitlichkeit, die durchaus zum einen oder anderen dramaturgischen Stolperstein führt
und gegen Ende schon einmal am Horizont die Gefahr des Leerlaufs heraufdräuen lässt, hat
der Film alles in allem einen gewaltigen Spaßfaktor, der gerade aus seiner
erzählerischen Unbeständigkeit seinen besonderen Charme zieht. Vor allem an kleinen
Highlights am Rande wimmelt es nur so, vom Auftritt Michael Douglas', der sich als
Produzent des Films in dem Profikiller mit "Ich-verklage-meinen-Friseur"-Elvis-
Tolle die beste Rolle gleich selbst unter den Nagel gerissen hat bis zu den "Schöner
Wohnen" Träumen der Hauptfigur, welche die Bezeichnung scheußlich-spießig
ausnahmsweise wirklich verdienen und in schönem Kontrast zu ihren eher unkonventionellen
Methoden zur Erreichung ihres ganz persönlichen American Dream stehen.
Aber das Hauptargument, warum diese Scheibe zumindest auf die Aufnahmeliste für jede
DVD-Sammlung gehört sollte wohl darin zu sehen sein, dass das Drehbuch Jewel immer wieder
mit Nachdruck betonen lässt, dass ohne den Besitz eines DVD-Spielers ihr Lebensglück
unter keinen Umständen zu verwirklichen sei. Wegen einer anderen Szene kann das
diesbezügliche Gerücht, der ganze Film sei nur eine perfide Werbekampagne der
DVD-Hersteller-Industrie, jedoch ins Reich der haltlosen üblen Nachrede verwiesen werden,
immerhin darf ja wohl mit Entschiedenheit in Abrede gestellt werden, dass das Selbstbild
der Branche die (wenn auch mehr oder weniger aus Zufall erfolgte) Umfunktionierung eines
Players zum profanen Tötungsinstrument zuließe.
Bild
Wenn man es darauf anlegen würde, könnte natürlich die unnatürlich poppig-bunte Farbgebung kritisch aufgespießt werden. Aber da diese Bildgestaltung voll und ganz den Vorstellungen der produzierenden Kräfte des Films entspricht, wäre die Überzeugungskraft relativ gering. Und das selbe lässt sich über die bewussten Unschärfen sagen, die einige der Traumsequenzen umkränzen. Und da im übrigen weder bei Schärfe, den Kontrasten oder in Hinblick auf Nachbearbeitung zur Bildverbesserung irgendwelche Mängel auftreten, darf diese DVD in Sachen Bildqualität durchaus zur oberen Liga gezählt werden.
Ton
Solide aber extrem unauffällig, so ist bis zum Schluss der Eindruck der Tonqualität. Dass bis dahin nicht mehr herumgekommen ist, liegt dabei am Film, der den Raumklang bis dahin nur zur Gestaltung der Begleitmusik nutzte, aber auch da keine allzu weiten Räume beanspruchte, während das sämtliche akustische Geschehen sich auf das Zentrum der Tonquellen beschränkte. Aber dann kommt es zum großen Showdown und dieser lässt die Kugeln aus allen Richtungen durchs Zimmer fliegen, wodurch die 5.1-Abmischung schließlich doch noch zur vollsten Zufriedenheit ihre Existenzberechtigung erhält.
Special Features
Die Zusammenstellung der Extras weist gewisse verwandtschaftliche Züge zur Struktur
des Films selber auf. Ein buntes Durcheinander von verschiedenen Zugaben, die vielleicht
nicht übermäßig gehaltvoll, aber durchaus unterhaltsam ausgestaltet sind.
Aus der Abteilung "Making Of" treten zunächst eine neunminütige Featurette an,
der Informationsgehalt hält sich in zeitlichen Grenzen, aber zumindest wird die Sache
nicht so glattgeleckt und marktschreierisch abgezogen, wie bei so vielen Promotion-Sets
für den Pressegebrauch. Gleiches gilt für die B-Roll-Aufnahmen und einer kurzen Zugabe
zum Dreh vom tragischen Ableben der Figur des Cousin Carl.
Die geschnittenen Szenen vermisst man im Film nicht wirklich, sind aber durchaus nett
anzusehen, die Bildqualität ist dabei zwar an sich noch ansehbar, fällt aber im
Vergleich zu dem hohen Niveau des Hauptfilms stark ab.
Das alternative Ende bleibt vom Geschehen zwar weitgehend gleich, bietet durch kleine
Abweichungen aber eine etwas abweichende Betonung.
Die biografischen Daten zu den Mitwirkenden werden ergänzt durch die bekannten
Interviewschnitzel, deren Kürze hier schon deshalb Schade ist, da leider ein
Audiokommentar zum Film fehlt, der in Hinblick auf die durcheinandergewürfelte Konstruktion des Films durchaus interessant gewesen wäre.
Nicht ganz zum Standart gehören dann die Leseproben, bei denen die ersten Sprechversuche
der Darsteller zu einigen Szenen parallel zu den endgültigen Filmbildern präsentiert
werden. Ebenso, wie einige Szenen, die parallel als Storyboard-Zeichnung und als fertiges
Produkt zu besichtigen sind.
Die Fotogalerie zu den Schauplätzen des Films werden vom Regisseur kommentiert,
allerdings hätte das Ganze besser in einen echten Audio-Kommentar gepasst, da die
Erklärungen warum jeweils ein bestimmter Drehort ausgesucht wurde hier an einem Stück
erfolgen, was auf Dauer etwas zäh wird.
Absoluter Standart sind dagegen wieder die Produktionsnotizen und zwei Trailer (USA und
Deutschland).
21.01.2002
Review von Tobias Wrany
Test-Equipment
TV: Panasonic TX-28PK1F
DVD-Player: Pioneer DV-343
Dolby Digital / DTS Receiver: Sony STR-DA50ES