Geständnisse (Confessions Of A Dangerous Mind) |
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Kauf-VÖ: 12.02.2004 |
Studio |
Miramax (2002) |
Verleih |
Buena Vista Home Entertainment (2003) | |
Laufzeit |
108:48 min. (FSK 12) | |
Regie |
George Clooney | |
Darsteller |
Sam Rockwell, Drew Barrymoore, George Clooney, Julia Roberts | |
DVD-Typ |
DVD-9 | |
Fernsehnorm |
PAL | |
Bildformat |
2,35:1 (anamorph) | |
Audiokanäle |
1. Deutsch, Dolby Digital 5.1 2. Englisch, Dolby Digital 5.1 |
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Untertitel |
deutsch, englisch | |
Regionalcode |
2 | |
Verpackung |
Amaray-Case |
Film
Käme hierzulande ein Frank Elstner oder Thomas Gottschalk auf die Idee, im Zuge einer
ausgewachsenen Persönlichkeitskrise Memoiren zu veröffentlichen, die unter anderem eine
Tätigkeit als Teilzeit-Killer für den BND beinhalten, wäre als positivste Reaktion wohl
allenfalls mit einem nachsichtigen Lächeln zu rechnen. Anders erging es dagegen Chuck
Barris, sei es, dass auf der anderen Seite des Atlantiks den Erfindern von
Fernsehformaten, wie dem auch hierzulande in diversen herzblättrigen Varianten populär
gewordenem "Dating Game", durchaus eine gewisse Abgründigkeit in der Gestaltung
ihrer Freizeit zugestanden wird (ganz zu schweigen von den Vorstellungen über die
obskuren Umtriebe des heimischen Geheimdienstes) oder dass die Lebensgeschichte des
Entertainers einfach zu unterhaltsam war, um sie einfach zu ignorieren.
Immerhin hat der gute Chuck Barris (Sam Rockwell) da einiges zu bieten. Angefangen von
seinen mehr als steinigen Versuchen, im Show-Geschäft Fuß zu fassen, dabei immer wieder
ausgebremst durch die konservativen (und gelegentlich wohl auch noch etwas
qualitätsbewussten) Bosse der diversen Fernsehsender, die er mit seinen Innovationen auf
dem Sektor der Abendunterhaltung bestürmte. Oder daneben, seine von zahllosen Affären belastete Dauer-Beziehung zu der auf seine Eskapaden mit zunehmender Ungeduld
reagierenden Penny (Drew Barrymoore). Aber doch vor allem von Interesse ist seine
Schilderung vom Leben als inoffizieller Diener des Staates, angeworben von dem
mysteriösen Mr. Byrd (George Clooney), angeleitet von der noch viel mysteriöseren
Patricia (Julia Roberts), hatte Barris nach seiner eigenen Schilderung die Aufgabe
übernommen, rund um den Globus Feinden seines glorreichen Heimatstaates das Lebenslicht
auszublasen, manchmal auf eigene Faust und gelegentlich mit Hilfe anderer Kollegen aus der
Geheimdienstbranche, wie dem desillusionierten Agenten Keeler (Rutger Hauer).
Sehenswert ist "Confessions Of A Dangerous Mind" allein schon wegen einer
Fülle von originellen Einzelszenen, die nicht nur durch ihre ausdrucksstarke
Visualisierung fesseln, sondern sich durch die gut aufgelegten Darsteller und eine gewisse
konstante Grundspannung auszeichnen können. Dabei sind Stars, wie George Clooney und vor
allem Julia Roberts für die Momente zuständig, in denen der Hauch des ganz großen Kinos
durch den Film weht, wenn auch immer gebrochen durch einen ganz speziellen Blickwinkel,
der selbst vertraut scheinenden Situationen frische Facetten abgewinnt. Drew Barrymoore dagegen sind Augenblicke mit ausgeprägter Gefühlstiefe gegönnt, dabei zeigt sie, die
sonst doch eher als Mädchen fürs etwas Gröbere bekannt ist, sei es im Komödienfach,
wie bei "Charlie's Angels" oder in Sumpfgebieten des Gefühlskitsches, eine der
besten Leistungen ihrer schon einige Jahre umfassenden Karriere. Den künstlerischen
Spagat zwischen all den verschiedenen Stimmungslagen des Films übt schließlich in
bemerkenswerter Virtuosität, der in praktisch keiner Szene fehlende Hauptdarsteller Sam
Rockwell aus.
Soweit entspricht der Film dann auch vollkommen seiner Basis, der autobiografischen
Erzählung des echten Chuck Barris; immerhin hat bislang noch niemand mit letzter
Sicherheit herausfinden können, ob seine "Bekenntnisse" zum Thema freie
Mitarbeit als Tötungsmaschine beim CIA reine Fiktion oder doch bittere Realität
darstellen.
Unglücklicherweise fügen sich die brillanten Einzelsequenzen des Films nicht wirklich zu
einem Ganzen zusammen, dass von Anfang bis Ende überzeugen kann. Und dies liegt nicht nur
daran, dass sich zwischen all den überaus gelungenen Darbietungen auch zwei, drei Längen
geschmuggelt haben, die vor allem in der zweiten Hälfte des Films gelegentlich die Rolle
des Sandes im dramatischen Getriebe übernehmen. Es ist auch eine gewisse
Unschlüssigkeit, zwischen einer Satire auf den Medienbetrieb, parodierender Hommage an
die alte Schule der Agentenfilme und persönlichem Drama, die "Confessions Of A
Dangerous Mind" schlechter abschneiden lassen als notwendig, insbesondere, da die
verschiedenen Teilbereiche der Geschichte nicht selten übergangslos ineinander purzeln,
ohne dass die ordnende Hand eines durchdachten Drehbuchs sichtbar wäre.
Dem angepasst zeigt sich im übrigen auch die Inszenierung, gerade in Hinblick auf die
Gestaltung der Bilder. Zweifellos von hoher Originalität, was den Film auch immer wieder
wohltuend von 08/15-Aufnahmen von Durchschnittswerken absetzt, läuft die ziellose
Willkür, in denen die Verantwortlichen hinter der Kamera mit visuellen Stilmitteln um
sich schmeißen einer stimmungsvollen Auflösung immer wieder entgegen.
Bild
Das Bild ist ruhig, mit guten Werten, was Schärfe und Kontraste angeht, sowie einer natürlichen Farbgebung. Allerdings gilt dies mit der geringfügigen Einschränkung, dass dieser Idealzustand nur sehr sporadisch auftritt, ansonsten dominiert den Film eine etwas eigenwillige Bildgestaltung, die sich durch ein wildes Herumspielen mit dem Kontrastumfang, einem unruhigen Grießeln, bewusst verfälschten Farben, einer mangelhaften Detailwiedergabe und im Gefolge dessen auch durch gelegentliche Unsicherheiten bei der Schärfe auszeichnet. Dass hinter dem Ganzen ein künstlerisches Konzept steht ist unübersehbar, leider gehen Regisseur Clooney und sein Kameramann dabei aber etwas willkürlich vor, so dass der Zusammenhang mit der Geschichte nicht immer deutlich wird und ein wenig mehr ordnender Gestaltungswille nicht geschadet hätte; aber so ist es nunmal mit der modernen Kunst, sie kann halt nicht jedem gefallen. An DVD-spezifischen Mängeln ist allerdings auf leichte Nachzieheffekte und gewisse Probleme bei der Wiedergabe kleinzelliger schwarz-weiß Strukturen hinzuweisen.
Ton
Die Geschichte verlangt meist keine aufwändige Gestaltung der Tonspur, dementsprechend ist das Ergebnis solide, aber nicht gerade atemberaubend. Trotzdem gibt es durchaus einzelne Momente, in denen spezielle Toneffekte zielgenau zum Einsatz kommen und wo sich auch die DVD Wiedergabe ohne Fehl und Tadel zeigt. Ansonsten ist überwiegend der Center im Einsatz, unterstützt von gelegentlichen Nebengeräuschen oder Musikbegleitungen in guter Abstimmung zueinander.
Special Features
Es gab schon DVDs mit einem deutlich schwächeren Zusatzangebot. Neben einem ebenso
humorvollen, wie informativen Audiokommentar von Regisseur Clooney mit seinem Kameraleiter
Sigal hat die DVD elf geschnittene Szenen in guter Bildqualität, wahlweise ebenfalls mit
Audio-Kommentar zu bieten. Hinzu kommt ein Blick hinter die Kulissen, in einem Making of,
das durchaus erträglich ist, außerdem durch eine Aufteilung in Kapitel eine gezielte
Anwahl der vorgestellten Themenbereiche zulässt.
Weiterhin im Programm sind "erste Klappen" einiger Szenen, in denen sich die Darsteller noch warmlaufen, sowie vier (neugefilmte) Auftritte in der "Gong-Show".
Außerdem eine kurze Dokumentation über den echten Chuck Barris. Und zum Abschluss noch
eine Fotogalerie.
09.10.2003
Review von Tobias Wrany