Herz im Kopf

Studio

Constantin Film (2001)

Verleih

UFA Home Entertainment (2003)

Laufzeit

88:20 min. (FSK 6)

Regie

Michael Gutmann

Darsteller

Tom Schilling, Alicja Bachleda-Curus

DVD-Typ

DVD-9

Fernsehnorm

PAL

Bildformat

1,85:1 (anamorph)

Audiokanäle

1. Deutsch, Dolby Digital 5.1

Untertitel

deutsch

Regionalcode

2

Verpackung

Amaray-Case

Preis

ca. 22 €
Film 

Nach längerer Abwesenheit kommt der achtzehnjährige Jakob (Tom Schilling) in seine Heimatstadt zurück, der er nach dem Tod seiner Mutter den Rücken gekehrt hatte. Er quartiert sich bei seiner älteren Schwester Petra ein, was bei dieser nicht gerade uneingeschränkte Freude auslöst, immerhin hat sie als alleinerziehende Mutter, die kurz vor der Entbindung des zweiten Sprößlings steht, momentan noch ein paar andere Probleme, als sich mit einem anverwandten Schulabbrecher herumzuschlagen. Aber zumindest gibt sich Jakob Mühe, seinem Schwesterherz nicht allzu sehr zur Last zu fallen, wozu unter anderem auch gehört, dass er sich auf die Suche nach einem Job macht. Erweist sich das Arbeitsleben schon als stressig genug, hat Jakob allerdings bald noch ganz andere Komplikationen am Hals; wenn auch solche der angenehmeren Sorte, denn er macht die Bekanntschaft von Wanda (Alicja Bachleda-Curus), einem polnischen Au-Pair-Mädchen und ein gewisses Flattern in der Bauchgegend signalisiert ihm, dass da mehr als nur ein flüchtiges Interesse ansteht. Aber, wie das (Liebes)leben nun mal so ist, erweist sich der Weg zum Herzensziel als mit zahlreichen Steinen gespickt, angefangen von Wandas Gastmutter, dummerweise eine ehemalige Lehrerin Jakobs, mit wenig angenehmen Erinnerungen an diesen speziellen Schüler, bis hin zu dem Umstand, dass Wanda keinesfalls gewillt ist, sich ohne weiteres dem ersten Besten an den Hals zu werfen, selbst wenn sie eine gewisse Sympathie für Jakob gar nicht verhehlen möchte. Vor allem aber steht sich der Verliebte immer wieder selbst im Weg und muss erst einmal Mittel und Wege finden, Seelenleben und Selbstbewusstsein in ruhigere Fahrwasser zu lenken, ehe überhaupt daran zu denken ist, das große Endziel "echte Liebe" ernsthaft anzusteuern.

Schade, am treffendsten ließe sich "Herz im Kopf" eigentlich mit Begriffen wie "echt" oder "authentisch" charakterisieren; allerdings könnte dies einen nicht unerheblichen Anteil von potentiellen Zuschauern abschrecken, nämlich jene, welche mit diesen Wörtern ausschließlich schwergängige Alltagsdramen verbinden, denen die emotionale Wucht aus der filmischen Illusionsmaschine gänzlich abgeht.
Ein solches Zurückschrecken wäre im vorliegenden Fall jedoch deshalb fast schon fatal zu nennen, denn eines kann man "Herz im Kopf" ganz sicher nicht nachsagen, nämlich ein Mangel an großen Gefühlen. Nicht nur in der Hauptstory, selbst in einem kleinen Nebenstrang wird auf der Klaviatur der Liebe nicht nur leicht geklimpert, sondern ganze Symphonien aufgespielt. Und das funktioniert gerade deshalb, weil nicht bonbonbunte Konstruktionen und künstlich erzwungene Melodramatik aufgeboten wird, sondern eben Figuren, die dem wahren Leben so nah sind, dass sie jederzeit aus dem Bildschirm steigen könnten, ohne in der Realität ernsthaft aufzufallen.
Klar, dass dies nur deswegen so gut funktioniert, weil auch die Darsteller entsprechend über sich hinauswachsen, wie Tom Schilling, der hier wesentlich lockerer agiert, als in seinen bisherigen Filmauftritten, zum Beispiel in "Crazy"; aber vor allem Alicja Bachleda-Curus, die in jeder Hinsicht (sprich darstellerisches Können, sympathische Ausstrahlung, traumhaftes Aussehen usw.) einfach umwerfend ist. Stützen dürfen sich die Akteure auf ein Drehbuch, dem das Kunststück gelingt, in sämtlichen Dialogen den richtigen Ton zu treffen, in Deutschland, der Heimat der hölzernen Formulierungen in Filmskripten, eine echte Rarität. Damit wird dann auch das einzige Manko (wenn man es denn als solches bezeichnen mag) der Geschichte ausgeglichen, nämlich dass die Grundstory eigentlich keine umwerfend originelle Idee oder Situation zu bieten hat. Aber wie gesagt, da das Ganze so lebendig gezeigt wird wie selten, kommt in keinem Moment dieses wohlbekannte, "Hab' ich doch alles schon mal gesehen-Gefühl" auf, das einem sonst schon zu oft den einen oder anderen Filmabend verhagelt hatte.

 

Bild 

Die Zeiten, in denen die DVD-Fassungen etwas kleinerer einheimischer Filme in Sachen Bildqualität auf eine gewisse Nachsicht hoffen durften, sind glücklicherweise vorbei, da sich inzwischen auch hierzulande ein angemessener Standard eingebürgert hat. Gut für den Zuschauer, weniger gut für diese DVD, die nur knapp das Mittelmaß erreicht. Der Grund liegt in einer Mehrzahl kleinerer Schwächen. Zwar wurde das Bild relativ frei von ungewollter Rauschtätigkeit gehalten (eine gelegentliche Grobkörnigkeit ist eindeutig auf die künstlerische Gestaltung zurückzuführen), dafür sorgen die eingesetzten Filtermechanismen allerdings für erhebliche Nachzieheffekte und zu deutliche Verfälschungen des Bildes, wie eingefrorene Rauschmuster. Auch die nur mäßig natürlichen Farben und Nachlässigkeiten bei der Kantenschärfe trüben den Gesamteindruck.

 

Ton 

Die Tonspuren zeigen keine ernsthaften Schwächen und führen auch zu einer gewissen Räumlichkeit. Allerdings ist das akustische Ergebnis auch nicht gerade atemberaubend. Dazu ist die Dynamik dann doch ein wenig zu unterentwickelt und der Gesamtauftritt zu kraftlos geraten. Aber ordentlicher Durchschnitt ist für diesen nicht auf Soundeffekte angewiesenen Film auch durchaus ausreichend.

 

Special Features 

Die Zugaben können im Großen und Ganzen überzeugen. Der Audio-Kommentar gewinnt aufgrund der Beteiligung von Regisseur, Hauptdarsteller, Produzenten und Produktionsleiter an Vielschichtigkeit, was vor allem deshalb ein Vorteil ist, weil Regisseur Gutmann, neben informativen Ausführungen leider dazu neigt, Offensichtlichkeiten des präsentierten Filmes überflüssigerweise wiederzugeben.
Lohnenswert sind auch die 9 geschnittenen bzw. erweiterten Szenen, vor allem in Verbindung mit dem zuschaltbaren Audiokommentar.
Ein weiterer gelungener Bonus ist der in stimmungsvollen Schwarz-Weiß-Bildern gehaltene Kurzfilm "Der Strandpirat".
Eine Bildergalerie mit Filmplakatentwürfen, sowie Daten zu den wichtigsten Beteiligten, nebst Interviewschnipseln runden das Bild schließlich ab. Verzichtbar ist übrigens die sechsminütige Tour von Darstellerin Alicja Bachleda-Curus durch Krakau, die bestenfalls die Qualität (und den Unterhaltungsgrad) eines Urlaubsvideos erreicht, dessen Urheber trotz offenkundigem Desinteresses der übrigen Betrachter unbedingt die jüngst erwobenen Fähigkeiten auf dem Videofilmgebiet vorführen müssen.

11.2.2003

Review von Tobias Wrany

Test-Equipment

TV: Panasonic TX-28PK1F
DVD-Player: Pioneer DV-343
Dolby Digital / DTS Receiver: Sony STR-DA50ES