Mulholland Drive

VÖ: 02.10.2002

Original

Mulholland Drive

Studio

TVA International/Studio Canal/Alain Sarde (2001)

Verleih

Concorde Home Entertainment (2002)

Laufzeit

140:30 min.

Regie

David Lynch

Darsteller

Justin Theroux, Naomi Watts, Laura Elena Harring u.a.

DVD-Typ

DVD-9

TV-Norm

PAL

Bitrate

6.1 Mbps (Video: ca. 4.2 Mbps)

Bildformat

1,85:1 (anamorph)

Audiokanäle

1. Deutsch, Dolby Digital 5.1 (448 kbps)
2. Deutsch, DTS 5.1 (754 kbps)
3. Deutsch, Dolby Digital 2.0 (224 kbps)
4. Englisch, Dolby Digital 5.1 (448 kbps)

Untertitel

Deutsch (ausblendbar)

Regionalcode

2

Verpackung

Amaray-Case

Preis

ca. 15-20 EURO
Film 

David Lynch wird mit seinem neuestem Film wieder dem Ruf des Quergeistes gerecht, der auch diesmal wieder dem Gegensatz zur geltenden Maxime folgt, dass alles, was in einem Film passiert, am Ende irgendwie einen Sinn ergeben muss. Selbst "Memento" ist in dieser Hinsicht ja sogar richtig konventionell, während "Mulholland Drive" bis nach dem Abspann ein kleines Rätsel bleibt. Ursprünglich sollte "Mulholland Drive" eine TV-Serie werden, doch nach den schlechten Quoten des Piloten verabschiedete sich der US-Sender ABC von dem Projekt. Lynch konzipierte alles neu und konnte mit Unterstützung des französischen Produzenten Alain Sarde die Story wenigstens in einem Spielfilm zuende führen. Worum geht es nur? Das fragte man sich bereits in "Lost Highway" und auch in "Mulholland Drive" wird man mehr Fragen als Antworten erhalten. Wieder einmal widmet sich Lynch einem seiner Lieblingsthemen, dem Mysteriösen und Schrecklichen, dass sich hinter einer schönen Fassade versteckt hält und langsam zum Vorschein kommt. So ist Los Angeles als Handlungsort wie geschaffen für eine Story, die nebenbei auch das Dunkle hinter dem Glamour von Hollywood entlarven soll. Es beginnt mit der jungen angehenden Schauspielerin Betty, die in Hoffnung auf eine große Hollywood-Filmkarriere in die Stadt der Engel kommt und dort in der verlassenen Wohnung ihrer Tante übernachtet. Leer ist die Wohnung aber keineswegs, denn dort hat sich eine brünette Schönheit versteckt, die nach einem Verkehrsunfall ihr Gedächtnis verloren hat und sich als "Rita" ausgibt. Beide machen sich auf die Suche nach der Vergangenheit von Rita und werden dabei immer mehr in rätselhafte Ereignisse hereingezogen. Und während man immer noch der Hoffnung ist, irgendwie einen Sinn aus dem gesamten Geschehen machen zu können, zieht Lynch mit einer Blende ins schwarze Nichts dem Zuschauer bei exakt 115:28 min. den Boden unter den Füssen weg: Alles zuvor Gesehene wird in Frage gestellt. Ist Betty wirklich Betty und nicht Rita oder genau andersherum? Während man bei den meisten Filmen seinen Verstand darauf konzentrieren kann, die Schlussfolgerungen aus den Ereignissen zu ziehen, so stellt "Mulholland Drive" bereits eine Hürde davor auf, indem man erst einmal verstehen muss, was überhaupt passiert. Lynch bemüht sich dabei natürlich intensiv, es dem Zuschauer nicht leicht zu machen, indem er nicht nur die Personen sondern auch den zeitlichen Ablauf auf den Kopf stellt. Aber das macht schließlich den Reiz (oder auch Frust) der Lynch-Filme aus, die selbst bei mehrmaliger Betrachtung nicht langweilig werden und mit einer elegant inszenierten Bilderflut den Zuschauer vom Anfang bis zum Ende fesseln. Zumindest in groben Zügen wird man bei einiger Überlegung erahnen können, was hier echt ist und was nicht. Bei aller Unkonventionalität, die Lynch beabsichtigt, sollte er allerdings darauf achten, nicht irgendwann selbst zum Opfer seines eigenen Stils zu werden, der paradoxerweise auch eintönig werden könnte, wenn er im Grunde genommen immer nur das gleiche Fallenspiel betreibt. So faszinierend, wie "Mulholland Drive" auch sein mag, ist der Film nämlich keineswegs einzigartig, da der schematische Ablauf immer wieder Erinnerungen an "Lost Highway" weckt, in dem Lynch auf ähnliche Art und Weise sowohl die Darsteller als auch das Publikum im Kreis herumlaufen ließ.

 

Bild 

Der deutliche Rauschfiltereinsatz sorgt bei dieser DVD in Kombination mit der niedrigen Videobitrate von gerade einmal rund 4.2 Mbps für ein sehr unscharfes und detailarmes Bild mit leicht ausgefransten Konturen. Ein leichter Weichzeichner-Effekt war bereits bei der US-DVD zu beobachten, doch bei der Concorde-DVD ist leider in Form von Grieseln deutlich zu sehen, dass das Bild noch etwas nachbearbeitet wurde. Da offensichtlich von einer leicht verkratzten deutschen Kinokopie abgetastet wurde, stimmen der Kontrast und die kräftigen Farben nicht hundertprozentig: Insbesondere die Farben erscheinen nicht ganz sauber. Trotz der niedrigen Bitrate fällt außer der Schärfereduzierung zumindest kaum Blockrauschen auf.

 

Ton 

Musik und Effekte spielen in "Mulholland Drive" eher eine kleine Rolle, man sollte sie aber auch nicht unterschätzen: Die Musik von Angelo Badalamenti mit leicht bedrohlichem Unterton läuft meist dezent im Hintergrund. Sie besteht vielfach aus nur sich gering verändernden Melodien oder auch einfach nur schwingenden Tönen, die häufig unterbewusst wahrgenommen werden. So läuft auch der Subwoofer für lange Zeit einfach mit einem sonoren Bassgeräusch mit, welches dann stellenweise aber auch immer wieder aufbrausend wird. Um dies richtig mitzubekommen, sollte man daher die Anlage ruhig wieder etwas aufdrehen, zumal der Sound auch nicht ganz so wuchtig wie auf der US-DVD ist. Die Surround-Kanäle kochen etwas auf Sparflamme, doch auch mit den etwas weniger spektakulären Sound-Elementen, die hier eingesetzt werden, trägt der Sound enorm zur Atmosphäre des Films bei. DTS kommt hier nicht so richtig zur Geltung, gibt dem Subwoofer aber wenigstens noch einen geringfügig druckvolleren Punch. Trotzdem wäre es sinnvoller gewesen, den DTS-Track zugunsten einer höheren Videobitrate einzusparen.

 

Special Features 

Nachdem auf der US-DVD bewusst keinerlei Extras vorhanden waren und es dort nicht einmal eine Kapitelanwahl gab, hat Concorde für die Code 2-DVD wenigstens etwas Material aus dem Electronic Press Kit auftreiben können. Während die Interviews nur reine PR-Statements sind, erweist sich das englischsprachige Making of (ohne Untertitel) als sehr gut gemacht. Rund 22 Minuten lang bekommt man neben Interviews auch anhand von Hintergrundaufnahmen einen guten Einblick in die tatsächlichen Dreharbeiten mit dem Regisseur David Lynch, der ja den meisten Darstellern zufolge immer die Ruhe selbst und die Nettigkeit in Person sein soll. Ansätze für eine Auflösung des Filmes gibt es hier aber kaum und ebenso fällt auf, dass trotz des sehr düsteren Films hier eigentlich nur recht positive klingende Dinge über Hollywood erzählt werden, was aber auch daran liegen dürfte, dass dieses Making of natürlich in erster Linie ein Stück PR darstellt. Immerhin wird auch nicht verschwiegen, dass der Film ursprünglich als Pilot einer Serie gedacht war, aus der nichts wurde. Der Rest der Extras ist hingegen eher unbedeutend und besteht aus einer Fotogalerie, mehreren Trailern und TV-Spots sowie Kurzbiographien von Cast & Crew.

Mulholland Drive für 15.99 € (ab 02.10.)

Review von Karsten Serck

Test-Equipment:
TV Panasonic TX-W32D3F
DVD-Player Sony DVP-NS900V
AV-Verstärker Yamaha DSP-AZ1

30.09.2002