Nirgendwo in Afrika

Studio

Constantin Film (2001)

Verleih

MC One (2003)

Laufzeit

135:41 min. (FSK 6)

Regie

Caroline Link

Darsteller

Juliane Köhler, Matthias Habich, Sidede Onyulu

DVD-Typ

DVD-9

Fernsehnorm

PAL

Bildformat

2,35:1 (anamorph)

Audiokanäle

1. Deutsch, Dolby Digital 5.1
2. Deutsch, Dolby Digital 2.0

Untertitel

deutsch

Regionalcode

2

Verpackung

Amaray-Case

Preis

ca. 25 EUR
Film 

Gerade noch rechtzeitig verlassen Jettel Redlich (Juliane Köhler) und ihre fünfjährige Tochter Regina (Lea Kurka) Deutschland im Januar des Jahres 1938 ehe sie als Juden in die Vernichtungsmaschinerie der Nazis geraten können. Sie folgen ihrem Ehemann/Vater Walter (Merab Ninidze) nach Kenia. Dort versucht sich der Rechtsanwalt als Verwalter einer Farm eine neue Existenz aufzubauen. Während Regina den Umzug auf den schwarzen Kontinent als großes Abenteuer empfindet, das in ihr überwiegend positive Gefühle hervorruft, wozu nicht zuletzt die schnellgeschlossene Freundschaft mit dem Koch Owuor (Sidede Onyulu) einen gewichtigen Beitrag leistet, steht Jettel der neuen Situation von Anfang an mit unverholener Aversion gegenüber; zu heftig ist der Kontrast des beschwerlichen und von einem Übermaß an Hindernissen gekennzeichneten Daseins im tropischen Savannenland zu ihrem zurückgelassenen Leben in Europa. Und zudem deutet alles darauf hin, dass eine Wende zum Besseren ein Ding der Unmöglichkeit darstellt, nicht zuletzt, als die Familie durch den Ausbruch des Krieges zwischen Deutschland und Großbritannien ihre Beschäftigung verliert und sogar zeitweise interniert wird, gelten die Flüchtlinge doch in bitterer Ironie ihrer Immigrationsgründe zunächst als "feindliche" Deutsche. Aber auch als es ihnen gelingt, eine neue Farm zur Bewirtschaftung zu erhalten, wird das Leben kaum leichter, was vor allem für Jettel gilt, die meist auf sich allein gestellt ist, da Walter sich in den Dienst der britischen Armee gestellt hat. Jedoch, die Hilfe von Owuor, der nicht nur das Heranreifen von Regina zu einem selbstbewussten Teenager (Karoline Eckertz) mit freundschaftlichem Rat begleitet, sondern auch Jettel mit den einheimischen Gegebenheiten vertraut macht, verändert auch in Jettels Charakter so einiges, so dass ihr im Laufe der Jahre ihre neue Existenz mehr und mehr in Fleisch und Blut übergeht, anders als bei dem in seinem Innersten noch immer an den europäischen Werten hängendem Walter. Die Folge ist eine zunehmende Entfremdung zwischen den Eheleuten, was durch die weit mehr als nur gutnachbarschaftliche Verbindung von Jettel zu dem Mitemigranten Süßkind (Matthias Habich) eine zusätzliche Verstärkung erhält.

Caroline Link war es besonders wichtig, die ausgelatschten Pfade von "Out Of Africa" (Jenseits von Afrika) zu meiden, nicht zuletzt, um das Publikum von schiefen Vergleichen abzuhalten. Insofern darf man der Regisseurin gratulieren, eine ernsthafte Übereinstimmung zwischen den beiden Werken liegt, mal abgesehen davon, dass sie beide auf dem selben Kontinent spielen, lediglich in einem Punkt vor: Beide Filme sind großes Kino und das ist wohl kaum als Malus anzusehen, insbesondere vor dem Hintergrund, dass diese Spielart der Leinwandunterhaltung aus deutscher Produktion in den letzten Jahren schon endgültig ausgestorben schien.
Dem Drehbuch kann dabei jedoch allenfalls attestiert werden eine solide Erzählung vorgelegt zu haben, die durch ihre Lebendigkeit und eine effiziente Umsetzung in praktisch jedem Moment die vollste Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann, die allerdings auch nicht ohne jeden Verbesserungsbedarf auskommt. Obwohl der Film die Erwachsenen und deren romantische Verwicklungen viel mehr als die Romanvorlage herausstellt, wirken gerade diese Szenen etwas verloren im Rest der Handlung und weisen eher Merkmale einer emotionalen Bremse auf, denn eines gefühligen Aufputschmittels der Story, als das sie doch anscheinend eingefügt wurden. Ein wenig mehr Konturen hätte auch das Seelenleben des Ehemannes verdient gehabt, die nachlässige Abhandlung seiner Motivationen reduziert den ursprünglich gleichwertigen Mitspieler im Personengefüge zu einem misslaunigen Störfaktor. Auch insgesamt gesehen bleibt der Film in seiner Erzählstruktur ein wenig lückenhaft oder baut gar Details ein, deren volles Verständnis eigentlich die Lektüre der Vorlage voraussetzt.
Als Gesamtwerk kann "Nirgendwo in Afrika" allerdings nicht der Vorwurf gemacht werden, kein eigenständiges Leben neben dem Roman aufzuweisen, ganz im Gegenteil.
Bedanken kann sich der Film (und mit ihm der Zuschauer) bei der Regisseurin und ihrem Kameramann, denen es in der Tat gelungen ist, sich konsequent fernzuhalten von allen Weichzeichnern und illusionären Afrikabildern Marke Traumfabrik; was sie allerdings nicht davon abgehalten hat, trotz einer erkennbar an der von Härten alles anderen als freien Alltagswirklichkeit orientierten Darstellungsweise die Faszination des fernen Schauplatzes in seiner ganzen Pracht und Eindringlichkeit einzufangen. Mag sein, dass dies voraussetzt, sich ein wenig mehr auf den Film einzulassen, als auf sonstige Exotiktrips, die über die Mattscheibe oder Leinwand flimmern, aber es lohnt sich. Vor allem droht bei "Nirgendwo in Afrika" an keiner Stelle jene dekorative Leere, die so manches Tropenepos zu einer ausgesprochenen Sitzfleischtortour machen kann.

 

Bild 

Gut, aber eindeutig nicht perfekt zeigt sich das Bild der DVD. Zu den Pluspunkten gehört eindeutig die Wiedergabe der satten Farben und die überzeugenden Grundwerte bei Schärfe und Kontrastumfang, wobei bei letzterem zu berücksichtigen ist, dass die zahlreichen Nachtaufnahmen überdurchschnittliche Anforderungen stellen. Die Grobkörnigkeit, die selbige dunklen Sequenzen aufweisen dürften im übrigen auf das gewählte Filmmaterial zurückzuführen sein. Leichte Abstriche muss sich die DVD allerdings in Hinblick auf einige Nachzieheffekte, ein in den Feinstrukturen gelegentlich etwas "verwischtes" und sehr gelegentlich eine Spur zu unruhiges Bild gefallen lassen.

 

Ton 

Die gute Tonwiedergabe bleibt leider unter ihren Möglichkeiten, wobei dieser Umstand nicht zwingend der DVD-Umsetzung anzulasten ist. Äußerst gelungen ist die Wiedergabe der wichtigsten Elemente des Films, der Dialoge und vor allem der stimmungsvollen Musik, die sich ideal entfalten kann. Die Chancen, einen differenzierten und weitausgreifenden Raumklang zu produzieren, werden allerdings nur in Ansätzen genutzt. Hier und da werden durchaus Nebengeräusche präzise gesetzt und gelegentlich kommen auch sämtliche Kanäle zum Einsatz, um auch die Schauplätze "zu Wort" kommen zu lassen. Letztlich hätte aber gerade die vielfältige Geräuschkulisse der afrikanischen Wildnis weit mehr zu bieten gehabt, als nur die eher laue Untermalung des Geschehens, die im Ergebnis vorliegt.

 

Special Features 

Die Spezial Edition zeichnet sich durch ein umfangreiches Bonusmaterial aus, das auf eine zweite DVD gepresst wurde. Dabei ist auch die Qualität überwiegend hoch zu beurteilen, mit einigen Ausnahmen, um die man gerne einen Bogen machen kann. Im Einzelnen handelt es sich bei den negativen Programmpunkten um die Bilder von der Premiere, die sich durch belanglose Bildern begleitet von gleichwertig gehaltvollen Kurzstatements von Mitwirkenden und Zuschauern auszeichnet. Zum anderen handelt es sich bei dem Beitrag unter dem Titel "Magical Kenya" anscheinend um eine milde Gabe der einheimischen Touristikbranche, die mit dem Film rein gar nichts zu tun hat.

Umso positiver fällt dann aber das übrige Programm aus: Das "Making Of" bringt echte Einblicke hinter die Kulissen und ist kein verkappter Promotionsfeldzug.

Die Interviews mit einigen Mitwirkenden erschöpfen sich nicht in zusammenhanglosen Kurzaussagen, sondern sind ausgedehnte Befragungen; ein besonderes Augenmerk verdient dabei auch eine Gesprächsrunde von Regisseurin Link, Produzent Herrmann und Stefanie Zweig, der Autorin der Buchvorlage, wobei vor allem die Beteiligung der Letzteren lohnenswert ist, immerhin liegen dem Roman ihre eigenen Kindheitserfahrungen zugrunde.

Zwar in schlechter Bildqualität, aber mit einem hörenswerten Audiokommentar der Regisseurin versehen sind elf geschnittene Szenen; sachkundige Erläuterungen von Caroline Link werden im übrigen auch zu einigen Probeaufnahmen der späteren Darsteller, sowie zu einem Vergleich von Storyboard und Film des Heuschreckenangriffs gegeben.

Selbst die Dia-Show mit Bildern vom Dreh ist Dank der Erläuterungen von Produzent Herrmann überraschend lohnenswert.
Als Ergänzung gibt es schließlich noch den Trailer, Anspielmöglichkeiten für vier Stücke des Soundtracks und biografische Daten zu den Mitwirkenden.

Nicht vergessen werden sollte der abwechslungsreiche Kommentar zum Hauptfilm durch die Regisseurin, Produzent Herrmann, Hauptdarstellerin Juliane Köhler und den Ethnologen Mirow.

Eine Fehlermeldung darf allerdings ebenfalls nicht ausbleiben: Nach 90 Minuten hängte sich die getestete DVD auf und benötigte einen kleinen Anstoß durch die Vorspultaste, um wieder in Gang zu kommen; allerdings kann es sich hierbei durchaus um einen Einzelfall handeln.

23.04.2003

Review von Tobias Wrany

Test-Equipment

TV: Panasonic TX-28PK1F
DVD-Player: Pioneer DV-343
Dolby Digital / DTS Receiver: Sony STR-DA50ES