The Laramie Project |
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Studio |
HBO Films (2002) | |
Verleih |
mediacs (2002) | |
Laufzeit |
91:06 min. (FSK 12) | |
Regie |
Moisés Kaufman | |
Darsteller |
Steve Buscemi, Janeane Garofalo, Laura Linney, Christina Ricci, Clancy Brown | |
DVD-Typ |
DVD-9 | |
Fernsehnorm |
PAL | |
Bildformat |
1,85:1 (anamorph) | |
Audiokanäle |
1. Deutsch, Dolby Digital 5.1 2. Englisch, Dolby Digital 5.1 |
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Untertitel |
deutsch | |
Regionalcode |
2 | |
Verpackung |
Amaray-Case | |
Preis |
ca. 25-30 EURO |
Film
1998 wurde in Laramie, einer Kleinstadt in Wyoming, Matthew Shepard, ein junger
Student, von zwei Jugendlichen entführt, grausam zusammengeschlagen und dann sterbend
festgebunden auf freiem Feld zurückgelassen. Im Verlaufe der Untersuchung der Tat (die
Täter sind schnell ermittelt) kristallisiert sich als Motiv heraus, dass die Täter eine
Aversion gegen die Homosexualität des Opfers (das sie vorher nicht gekannt hatten)
hegten.
Ungefähr ein Jahr nach diesen Ereignissen macht sich eine Theatergruppe auf an den Ort
des Geschehens, um dort in über 200 Interviews mit Einwohnern ein Stimmungsbild zu
sammeln, um mit dem Ziel, daraus ein Stück zu fabrizieren. Sie treffen wie erwartet auf die
unterschiedlichsten Reaktionen, von purer Ablehnung, insbesondere mit dem Argument, die
alte Geschichte habe endlich zu ruhen, bis hin zu einem fast schon an eine
Gesprächstherapie erinnerndes Redebedürfnis. Und langsam schält sich das genaue Bild
einer Gemeinde heraus, in welcher der Prozess des Verarbeitens des schrecklichen
Ereignisses noch immer im Fluss ist, aber auch schon merkliche Veränderungen im
Bewusstseinsprozess ausgelöst hat, wobei der Wandel dem einen schon viel zu weit, dem
anderen aber als quälend langsam erscheint.
Der Film "The Laramie Project" ist eine fiktionale Darstellung der Aktivitäten
der Theaterleute in Laramie, mit vereinzelten (ebenfalls gespielten) Rückblenden auf das
Geschehen, das nach der Tat vor Ort stattfand.
Die Frage, wie man sich einem realen Geschehen mit einem emotional aufgeladenen Subjekt
nähern kann, beantwortet "The Laramie Project" mit betonter Neutralität, wobei
dies schon mit der Erzählweise anfängt und über die Inszenierung hin zu den
Darstellungen der Mitspieler reicht. Dabei ist der Film ganz und gar nicht trocken oder
dröge geraten, ganz im Gegenteil, aber er kann darauf vertrauen, dass sein Publikum keine
Mühe haben wird, die jeweils eigene Reaktion auf das Gesehene zu finden, ohne dass es
einer künstlich gelenkten Anheizung bedarf. "The Laramie Project" setzt
natürlich einen Zuschauer voraus, der gewillt ist, sich von den Gewohnheiten einer
dramatisch vorgeformten Handlung zu trennen und auch an dem dokumentarischen Charakter des
Drehbuchs Gefallen findet. Wenn diese Hürde aber einmal überwunden ist, macht der Film
dann erfreulicherweise alles richtig. Vor allem besticht die Art und Weise, wie
Schauspieler (teils bekanntere Gesichter, teils frische Nachwuchskräfte), Regie und Buch
weder auf eine pure Vortäuschung eines Dokumentarfilms verfallen, sondern nur dessen
Grundgerüst nutzen; zugleich aber rutscht keiner der Beteiligten auf dem glatten Eis der
Fiktionalisierung aus, indem er versucht das filmtypische Mittel des "bigger than
life" anzuwenden, wo die Tränen eben doch immer noch eine Spur dichter strömen, die
Freude einen Schuss himmelhochjauchzender ist, als in der Realität.
Hier dagegen bleibt jeder punktgenau auf der haarscharfen Grenze zwischen Film und Fakten;
die Darbietung wirkt in jedem Moment "echt" aber zugleich in einer fast
unmerklich filmkünstlerisch angereicherten Form, die den Film auch für all jene
interessant macht, die sonst schon beim Klang des Wortes "dokumentarisch" einen
Gähnkrampf bekommen.
Bild
Durch den teilweise quasidokumentarischen Inszenierungsstil ist das Bild zu einem guten Teil sehr unruhig, bis grobkörnig geraten. Da dieser Effekt aber im Zweifel so gewollt war, lässt sich kaum etwas dagegen einwenden. Im übrigen ist die Qualität ausgesprochen gut. In kräftigen Farben und mit fast schon optimalen Werten bei Schärfe und Kontrast ist der Anblick durchweg überaus angenehm, wobei sich wohl nicht zuletzt das junge Alter der Kopiervorlage positiv bemerkbar macht.
Ton
Durch Thematik und Inszenierung ist vorgegeben, dass merkliche Toneffekte nicht vorhanden sind. Aber was zu hören ist, zeugt von hohem Qualitätsbewusstsein. Abgesehen von Grundvoraussetzungen, wie der natürlichen Sprachwiedergabe und einer sauberen Aufteilung der Randgeräusche, sowie der Musik im Verhältnis zum Hauptgeschehen, ist der Gesamteindruck durch eine sehr harmonische und von sauberer Dynamik geprägte Angelegenheit.
Special Features
Die DVD schäumt nicht gerade über vor Extras, aber die vorhandenen erweisen sich zumindest als positive Überraschung. Denn die Interviews mit drei Darstellern sind einmal nicht die wohlbekannten nervtötenden Fitzelstücke, sondern echte Fragen und Antworten, welche die Mitwirkenden anlässlich des Sundance Filmfestivals zu Protokoll gaben. Und sogar das "Making Of" Featurette ist ausnahmsweise einmal nicht der Quell aufgeblähten Werbeschwachsinns, sondern trotz (der gerade wegen ) einer Kürze von noch nicht einmal fünf Minuten ein rundes Stück kompakter Hintergrundinformation. Zur Abrundung gibt es auch noch einen Trailer und einen TV-Spot.
28.10.2002
Review von Tobias Wrany
Test-Equipment
TV: Panasonic TX-28PK1F
DVD-Player: Pioneer DV-343
Dolby Digital / DTS Receiver: Sony STR-DA50ES