Zusammen

Studio

Memfis Film (2000)

Verleih

Concorde Home Entertainment (2002)

Laufzeit

102:14 min. (FSK 12)

Regie

Lukas Moodysson

Darsteller

Lisa Lindgren, Michael Nyqvist

DVD-Typ

DVD-9

Fernsehnorm

PAL

Bildformat

1,85:1 (anamorph)

Audiokanäle

1. Deutsch, Dolby Digital 5.1
2. Deutsch, DTS, 5.1
3. Deutsch, Dolby Digital 2.0
4. Schwedisch, Dolby Digital 2.0

Untertitel

deutsch (bei schwedischer Fassung nicht ausblendbar)

Regionalcode

2

Verpackung

Amaray-Case

Preis

ca. 20-25 €
Film 

Beim ersten Mal hatte Elisabeth (Lisa Lindgren) gegenüber ihrem Mann Rolf (Michael Nyqvist) noch einmal Gnade vor Recht ergehen lassen, aber als er sie noch einmal schlägt, macht sie ihre Drohung ernst und zieht zusammen mit den beiden Kindern, Eva und Stefan, aus der gemeinsamen Wohnung aus. Zum Glück gibt es da noch ihren Bruder Göran (Gustaf Hammarsten), der ihnen Asyl gewährt. Ihre Zufluchtsstätte verlangt ihnen aber einiges an Umgewöhnung ab, denn Göran lebt in der Wohngemeinschaft "Tillsammans" (zu deutsch: Zusammen) und die hat einen bunten Strauß der eigenwilligsten Charaktere aufzuweisen, deren nicht gerade konfliktfreies Leben und Lieben Elisabeth von nun an nicht nur staunend beobachten kann, sondern nach und nach immer mehr selbst in das turbulente Treiben einbezogen wird. So findet der gutmütige Göran kaum Gegenargumente, als seine Freundin Lena (Anja Lundqvist) das Prinzip der freien Beziehung nicht nur propagiert, sondern mit Erik (Olle Sarri) ganz handfest praktiziert, obwohl dieser sogar an sich viel lieber mit ihr über die jüngsten Entwicklungen auf dem Gebiet des leninistischen Sozialismus diskutieren würde. Währenddessen kämpfen Lasse (Ola Norell) und Anna (Jessica Liedberg), die sich erst kürzlich getrennt haben, beide mit ihrer sexuellen Orientierung, wobei Anna ihr Coming-Out primär als politischen Protest gegen das patriarchalische System versteht und Elisabeth schon am ersten Abend Avancen macht. Die Kinder dagegen sind mit ihrem erzwungenen Umzug zunächst überhaupt nicht einverstanden, aber dann freundet sich Stefan so langsam mit Tet, dem Sohn von Anna und Lasse an, während Eva zögerliche Kontakte zu Fredrik knüpft, der mit seinen Eltern im Haus gegenüber der WG lebt und dessen überaus konservative Erzeuger das Geschehen bei ihren Nachbarn mit deutlicher Missbilligung beobachten. Währenddessen hat Rolf gemerkt, dass ein Leben ohne seine Familie noch deprimierender ist, als er sich vorgestellt hatte und versucht, auf Mittel und Wege zu sinnen, um Elisabeth zurück zu holen, wobei ihm jedoch sein fataler Hang zum Alkohol immer wieder in die Quere kommt.

Vollkommen unbeabsichtigt betreibt "Tillsammans" (Zusammen) das ideale Zielgruppenmanagement. Alle, denen die 70er Jahre in ihrer Ausprägung als "He, Du, diskutieren wir das jetzt mal aus"-Wohngemeinschaftskultur schon immer suspekt waren, werden ihre Vorurteile im großen und ganzen bestätigt finden. Wer an die Zeit der Befreiung von allen herkömmlichen gesellschaftlichen Fesseln mit Nostalgie oder (bei späterer Geburt) mit sympathisierender Faszination denkt, kommt ebenso auf seine Kosten. Das Wunder dieser alle Betroffenen zufriedenstellenden Konstellation wurzelt aber nicht in irgendeiner Kalkulation, sondern in dem schlichten Umstand, dass Autor und Regisseur Lukas Moodysson sich die Freiheit genommen hat, ganz einfach echte menschliche Wesen darzustellen, und die sind, wie eigentlich jeder aus eigener Anschauung wissen dürfte, in den seltensten Fällen so einfarbig gestrickt, wie es die Parallelwelt des Films im allgemeinen vorführt. Da mag nun der Einwand kommen, eine bloße Abbildung des wirklichen Lebens wäre ja wohl kein Grund dafür, einen Film über eine WG anzusehen, da sei es doch billiger und spannender einfach das nächstgelegene Studentenwohnheim aufzusuchen und sich für ein paar Stunden vor der Tür der Wohngemeinschaft mit dem schlechtesten Ruf bequem zu machen. Dem lässt sich aber sofort entgegensetzen, dass Moodysson keineswegs der Riege verkniffener Regiefundamentalisten angehört, die im Hollywoodprinzip und seinem Unterhaltungsanspruch das Erzübel schlechthin erblicken, welches man in einem Film unter allen Umständen zu vermeiden habe. Wenn man etwas "Tillsammans" (Zusammen) nicht vorwerfen kann, dann sind das Langeweile, dröge Selbstbespiegelung oder mit geistigem Pröll überspannte Dialoge. Stattdessen bietet er eine spritzige Mischung aus aberwitzigen (und dennoch überaus realistischen) Situationen, aus denen der Film mehr Komik zieht, als so manche Sitcom über ihre gesamte Laufzeit aufzuweisen hat; aber auch entschieden ernste Themen, die mit bemerkenswert leichter Hand, unter gleichzeitiger Wahrung des erforderlichen Tiefgangs abgehandelt werden, wobei fast jeder Figur des Films genügend Raum zugestanden wird, ihre Gefühle glaubhaft an den Zuschauer zu bringen.
Und was das Thema WG und seine zeittypischen Komplikationen aus politischen und sozialen Abarbeitungs- und Diskussionsdramen angeht, besticht der erfrischend unbefangene Blick, den die Geschichte auf die vielseitigen Komplikationen eines Lebensstils richtet, der sich die Befreiung von bürgerlichen Sitten und Gepflogenheiten auf die Banner geschrieben hat, um umgehend eigene, noch engere Konventionen aufzurichten; dabei kommt insbesondere dem Sprichwort "Kindermund tut Wahrheit kund" eine tragende Rolle zu, nutzt das Drehbuch doch die Dialoge der Sprösslinge, um mit geradezu gnadenloser Aufrichtigkeit die Schwachpunkte im System auszumachen; ohne das der Film aber die Vielzahl an positiven Aspekten des alternativen Lebensmodells unterschlägt.

 

Bild 

Künstlerische Gestaltung hin oder her, auch wenn die Bildqualität sicher zu einem gewissen Teil auf die bewusst realitätsnahe Darstellungsform, auch in Hinblick auf das verwendete Filmmaterial, zurückzuführen ist, muss der Anblick als wenig erfreulich bezeichnet werden. Eigentlich gibt es keine Kategorie, die einigermaßen gute Werte aufzuweisen hat. Das Bild rauscht, weist Nachzieheffekte auf, Schärfe und Kontraste befinden sich am unteren Ende der Skala und die Farbgebung ist von einer extremen Unnatürlichkeit bestimmt. Markierungspunkte, die gelegentlich in einer Ecke auftauchen deuten außerdem darauf hin, dass eine für den Kinoeinsatz gedachte Vorlage zum Einsatz kam. So bleibt eigentlich nur der Trost, dass der unmittelbar aus dem Leben der 70er Jahre gegriffenen Geschichte eine Umsetzung in modernen Hochglanzbildern mehr geschadet als genützt hätte und die Darstellungsform der Grundstimmung des Films meist gerecht wird.

 

Ton 

Weder die Dolby Digital, noch die DTS-Fassung können ihre Stärken wirklich ausspielen, denn was den Film ausmacht sind seine Dialoge. Allerdings fällt schon auf, dass durch die saubere Differenzierung der Kanäle zum Beispiel die Musik, die zwar eine untergeordnete, aber an gewissen Stellen durchaus prägnante Rolle spielt, optimal zum Einsatz kommt, so dass der Gesamteindruck durchaus positiv ist.

 

Special Features 

Die Zugaben informativen Charakters beschränken sich auf diverse Texttafeln, in welchen die Darsteller in ein, zwei Sätzen ihre Rollen beschreiben, sowie einem Interview mit dem Regisseur. An bewegtem Material hat die DVD, neben dem Trailer, immerhin 12 geschnittene Szenen zur Verfügung, bei denen es sich zwar um Arbeitskopien handelt, die aber trotzdem eine noch passable Bildqualität aufweisen.

19.03.2002

Review von Tobias Wrany

Test-Equipment

TV: Panasonic TX-28PK1F
DVD-Player: Pioneer DV-343
Dolby Digital / DTS Receiver: Sony STR-DA50ES