Star Wars - Episode II digital in Berlin und Köln

21.05.2002

Wenn es nach den Träumen von George Lucas ginge, so wäre "Episode II" weltweit nur noch in digitaler Form in den Kinos präsentiert worden. Denn bekanntlich hat Lucas den "Angriff der Klonenkrieger" nicht auf Zelluloid, sondern komplett auf digitalem Videomaterial mit 1080p gedreht. Doch gerade einmal auf 94 Leinwänden weltweit wird der Film auch so gezeigt, wie er gedreht wurde, nämlich als digitale Projektion. Technikfeindlichkeit kann man den Kinos nicht vorwerfen, eher wirtschaftliche Vernunft, denn die Kosten für die erforderlichen Projektionssysteme liegen derzeit noch im sechsstelligen Euro-Bereich. In Deutschland wird Episode 2 im Berliner Zoo-Palast und dem Kölner Cinedom auf einem Texas Instruments DLP-Projektor mit 1,3 Millionen Mini-Spiegeln präsentiert.

Hier unsere Erlebnisse einer Vorführung in Köln: Der wesentliche Vorteil ist, dass das Bild vollkommen rausch- und ruckelfrei ist. Jedes bewegte Bild ist so ruhig wie bei einer Diashow. Auch Abnutzungen wie Dropouts und Kratzer können sich nicht ergeben, da im Gegensatz zum Zelluloid die digital abgespeicherten Daten nicht abgenutzt werden. So dürfte der Film auch nach einem Monat noch so aussehen wie bei der Premierenvorstellung. Der große Wow-Effekt blieb allerdings aus. Zwar erschien das Bild sehr sauber und klar in einem hervorragenden Farbspektrum mit feinen Nuancen, doch der bei "Episode 2" offensichtlich stark zum Einsatz gekommene Weichzeichner, der so stark ist, dass sich kaum eindeutig die wenigen Szenen erkennen lassen, in denen keine digitalen Effekte zum Einsatz kamen, erlaubt kein definitives Urteil darüber, ob digital auch unbedingt besser ist. Dieser Weichzeichner sorgte nämlich auch dafür, dass die Konturen nicht so scharf dargestellt wurden wie sie eigentlich sein könnten, was in einem vorab ebenfalls präsentiertem Trailer von "The Matrix 2" kurz zu sehen war, der zumindest schärfere Bilder bot, als man sie aus den meisten Kinos kennt. In diesem fiel dann nämlich auch auf, dass bei extrem feinen Konturen ein leichtes Pixelraster zu erkennen ist. Da das Bild von "Episode 2" aber niemals solch scharfe Konturen zeigt, ließ sich dieser Effekt im Film kaum nachvollziehen. Lediglich im Text des Vorspanns oder bei Texteinblendungen, die deutlich schärfere Konturen als der Rest des Films hatten, war ein leichtes Raster zu erkennen. Bei gleichmäßigen Bewegungen mit langsamen Tempo fallen außerdem deutliche Bewegungsunschärfen auf - diese können ihren Ursprung allerdings auch bereits in den digitalen Effekten an sich und nicht im Projektionsverfahren haben. Das Projektionsbild ist vollkommen flimmerfrei. In gleichmäßigen Großflächen fiel lediglich ein leichtes Flackern auf. Beim Schwarzwert müssen aufgrund der Projektionstechnik noch leichte Abstriche gegenüber Zelluloid gemacht werden: Dunkle Szenen kamen nicht über ein dunkles Grau hinaus. Außerdem war zu beobachten, dass die Helligkeitsverteilung des Projektors nicht hundertprozentig war: So erschien das Bild in den unteren Ecken etwas heller mit einem leichten Rotstich.

Fazit: Der digitalen Projektion mag vielleicht irgendwann die Zukunft gehören, doch "Episode II" wird nicht der Film sein, der auch den Zuschauer hiervon überzeugt. Rauschen, Dropouts oder Ruckeln kommen zwar nicht vor, doch bietet der Film auch in digitaler Projektion bereits weniger Schärfe als eine gewohnte Zelluloid-Projektion, was aber nicht am System liegen dürfte, sondern an der "künstlerischen Note" des George Lucas. Dieser Weichzeichner-Effekt dürfte bei einer Zelluloid-Projektion von Episode II noch störender auffallen, da die Abtastung im Gegensatz zum Digital-Master bereits nicht mehr dem Original entspricht und zwangsläufig Kopier und Abnutzungsverluste auftreten. Allerdings bekommt man bei "Episode 2" auch ein wenig den Eindruck, als ob es hier vielfach nur darum gehen würde, in jeder Minute möglichst den digitalen Overkill präsentieren zu können, da kaum eine Sequenz zu erkennen ist, in der nicht zumindest irgendwo am Rande ein digitales Objekt zu sehen ist. Man kann sich inzwischen schwerlich vorstellen, dass George Lucas eines Tages einen Film nach den spartanischen Regeln der Dogma-Filmer drehen könnte.

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