ASTRA: Fragen und Antworten zur geplanten Sat-Verschlüsselung
13.03.2006 (ks)
Der Satellitenbetreiber ASTRA hat eine Liste von Fragen und Antworten zur derzeit heftig umstrittenen geplanten Verschlüsselung der deutschen Privatsender via Satellit herausgegeben. Nach Angaben von Astra ist mit einer Verschlüsselung ab 2007 zu rechnen, es soll aber noch eine Übergangszeit geben, in der die Programme unverschlüsselt übertragen werden. Astra spricht von einer einmaligen Freischaltgebühr in Höhe von 10 EUR und einer monatlichen Pauschale von rund 3 EUR. Der Empfang soll auch mit Premiere-Receivern möglich sein, sofern Premiere die Programme freischaltet. In der letzten Woche hatte Astra angekündigt, das bereits von Premiere genutzte Nagravision-System für die Astra-Plattform einsetzen zu wollen. Speziell für dieses System sollen von verschiedenen Herstellern neue Receiver auf den Markt kommen, deren Spezifikationen noch geklärt werden sollen. Darüber hinaus soll auch ein Empfang mit Receivern möglich sein, die über eine CI-Schnittstelle verfügen. Wie dies möglich sein soll, lässt Astra allerdings derzeit noch offen. Denn für das Nagravision-System gibt es bislang noch keine CA-Module, die in Receiver mit CI-Schnittstelle integriert werden können.
Schaut man sich die Fragen-Liste an, so ist an keiner einzigen Stelle zu erkennen, was die geplante Verschlüsselung dem TV-Zuschauer außer Kosten für neue Receiver und Smartcards an Nutzen bringen könnte. Die Ankündigung von Astra, dass die Verschlüsselung zu einem Ausbau des Programmangebots führen wird, erscheint fragwürdig, denn dafür ist keine Verschlüsselung nötig und auch bereits jetzt können Sender über die Premiere-Plattform oder easy.TV Pay-TV anbieten. Ebenfalls geplant sind neue interaktive Dienste und Video-on-Demand, für die der Zuschauer allerdings noch einmal extra zahlen dürfte.
ASTRA: Fragen und Antworten zur Verschlüsselung
- Ab wann werden TV-Programme verschlüsselt?
- Zur Zeit ist mit einer Verschlüsselung für das Jahr 2007, möglicherweise 2008 zu
rechnen. Für eine Übergangszeit wird es eine parallele Ausstrahlung von
verschlüsselten und unverschlüsselten Programmsignalen geben.
- Wie lange kann ich noch analog und unverschlüsselt empfangen?
- Dies ist eine Entscheidung, die ausschließlich die Sender zu fällen haben.
Allgemein wird erwartet, dass es 2010 ist. Nach unseren Erkenntnissen ist mit einem
Ende der analogen Ausstrahlung bei einzelnen Sendern auch bereits in 2008 und
später bis zum Jahr 2012 zu rechnen.
- Welche Kosten und wofür genau kommen auf mich zu?
- Geplant ist eine einmalige Freischaltgebühr – die unter der Höhe von 10,- Euro
gehalten werden soll – sowie eine monatliche Digitalpauschale, die der Abdeckung
der technischen Kosten dient. Es ist zu erwarten, dass die monatliche Pauschale bei
rund 3,- Euro liegen wird.
- Ich habe vier Fernsehgeräte und Decoder, muss ich künftig pro Gerät
bezahlen?
- Im Prinzip schon. Wir werden jedoch die Einführung von Familienpaketen
überlegen.
- Wird es weitere Gebühren geben und fallen Kosten für Programminhalte an?
- ASTRA als technischer Dienstleister plant keine weiteren Gebühren.
ASTRA erhebt nur eine technische Pauschale, diese wird nicht für Programme
erhoben. Deshalb bleibt Free-TV auch Free-TV. Free-TV ist dann über diese
Pauschale zugänglich. Wenn ein Sender gerne Pay-TV machen möchte, so ist das natürlich technisch
möglich. Doch entscheidet dies allein der Programmveranstalter, der dann auch die
Zusatzkosten für das Pay-TV-Angebot erhebt.
- Habe ich durch die Einführung der Verschlüsselung Vorteile?
- Das bereits heute vielfältige Angebot bei dem digitalen Satellitenempfang, wie z.B.
Hunderte von Free-TV-Programmen, digitales Radio, Pay-TV-Pakete und –
Programme, der elektronische Programmführer (EPG), wird noch weiter ausgebaut.
Zu erwarten sind zusätzlich interaktive Dienste, Video-on-Demand und vieles mehr.
Auch ein besserer Kinder- und Jugendschutz wird möglich.
- Können alle digitalen Receiver die verschlüsselten Signale empfangen und
welche Receiver / Decoder können in der Zukunft eingesetzt werden?
- Eine Reihe von Herstellern bauen neue und passende Set-Top-Boxen, die nach
unseren Erwartungen für weniger als 100 Euro im Handel sein werden.
Von den Boxen, die bereits heute in den Haushalten vorhanden sind, werden
ebenfalls eine ganze Reihe für die verschlüsselten Signale geeignet sein. Im
Wesentlichen sind das die Premiere-zertifizierten Boxen und diejenigen Receiver, die
über eine offene Schnittstelle, die auch Common Interface genannt wird, verfügen.
Dort kann die Smart Card, also die passende Zugangskarte, eingesetzt werden, die
den Empfang ermöglicht. Die so genannten Zappingboxen sind für die verschlüsselten Signale nicht geeignet.
- Kann ich meinen digitalen Free-to-Air-Receiver nachrüsten?
- Receiver ohne Schnittstelle (Common Interface) lassen sich nicht nachrüsten.
- Was kosten geeignete Receiver / Decoder?
- Jeder Set-Top-Boxen Hersteller kann für die Verschlüsselung geeignete Geräte
bauen und nach seinem Ermessen ausstatten. Entsprechende Receiver werden
schon für unter 100,- Euro erhältlich sein.
- Welche Programme kann ich nur noch mit Smart Card empfangen?
- Bisher haben sowohl die beiden großen privaten Sendergruppen ProSiebenSat1
und RTL als auch zahlreiche kleinere Sender Interesse an der Codierung bzw.
Verschlüsselung ihrer Programme geäußert.
ASTRA hat jedoch mit keinem der Kunden einen Vertrag zur Verschlüsselung
unterschrieben.
Bei der Umstellung soll es keinen harten Schnitt, sondern einen sanften Übergang
geben, d.h. eine parallele– sowohl eine verschlüsselte als auch eine frei
empfangbare – Verbreitung der Programme.
- Werden alle privaten und öffentlich-rechtlichen Sender verschlüsselt?
- Nein, dies ist die freie Entscheidung jedes Senders. Wenn Sender sich nicht für die
Verschlüsselung über die Technik entscheiden, bleiben sie trotzdem voll und ganz
empfangbar. Dies gilt selbstverständlich auch für ARD und ZDF, die sich in ersten
Stellungnahmen gegen die Verschlüsselung ausgesprochen haben.
- Kann ich nach Einführung der Verschlüsselung auch Premiere empfangen?
- Technisch werden die neuen Receiver mit Premiere kompatibel sein. Praktisch wird
Premiere entscheiden, ob eine Freischaltung möglich ist.
- Kann man die verschlüsselten Free-TV-Programme in Zukunft auch über eine
Premiere-Box sehen?
- Technisch ist das auch möglich, wird aber ebenfalls von Premiere entschieden.
- Kann ich alle Programme weiterhin in meinem Ferienhaus z.B. in Spanien
empfangen?
Einer der Gründe warum die großen Sender ein Interesse an der Verschlüsselung
ihrer Programme haben, ist die Tatsache, dass sie Rechte, an Spielfilmen oder
Sportveranstaltungen für bestimmte Regionen, z.B. Deutschland oder Österreich,
erwerben. In Zukunft wird der Empfang nur mit der entsprechenden Smart Card
möglich sein.
- Sind der Datenschutz und der Schutz meiner Privatsphäre gewährleistet?
- Die für die Kundenbetreuung zuständige ASTRA-Tochtergesellschaft, die
Registrierungen entgegennimmt und die Smart Cards verteilt, wird die persönlichen
Daten schützen und mit niemanden teilen, außer es liegt eine ausdrückliche
Zustimmung vor.
- Wo kann ich mich über neue Entwicklungen zum Thema Verschlüsselung
informieren?
- Wir bei ASTRA / APS werden sowohl über diese Hotline als auch über den
Fachhandel und die Sat-Installationsbetriebe informieren. Sollten Sie eine E-Mail
Adresse haben, können Sie sich unter www.astra.de registrieren lassen und erhalten
unseren Newsletter ASTRA Direkt, der Sie monatlich über Neuigkeiten zum
Satellitenempfang auf dem Laufenden hält. Auch die Fernsehsender werden Ihre
Zuschauer zu gegebener Zeit informieren.
- Wo kann ich mich registrieren lassen und wo bekomme ich eine Smart Card?
- ASTRA / APS wird eine Gesellschaft gründen, bei der sich die Fernsehzuschauer
registrieren lassen können, diese Firma wird auch die Abrechnung der einmaligen
Freischaltgebühr sowie der monatlichen Digitalpauschale übernehmen.