Arena: Bundesliga vorerst ohne HDTV? - Infos zum neuen Fußball-Pay TV

27.03.2006 (ks)

Arena, Inhaberin der Übertragungsrechte für die Fußball-Bundesliga, hat heute das neue Pay TV-Konzept für die Fußball-Bundesliga vorgestellt. Sämtliche Spiele der 1. und 2. Fußball-Bundesliga sollen zukünftig ab 9,90 EUR/Monat zu sehen sein. Bislang hat sich der Sender allerdings dazu ausgeschwiegen, wie die Bundesliga konkret auch in HDTV übertragen werden wird. Entsprechende Pläne für eine HDTV-Ausstrahlung hatte Arena-Chef Bernard de Roos noch im Dezember in einem Interview der Welt angekündigt. Am Rande der Pressekonferenz soll laut anwesenden Journalisten lediglich erwähnt worden sein, dass es Planungen gebe, eine Übertragung pro Spieltag der 1. Bundesliga in HDTV zu zeigen. In den Pressemitteilungen von Arena fehlt allerdings bislang jeglicher Hinweis auf eine eventuelle HDTV-Übertragung von Spielen der Bundesliga.

Bislang wurde nur ein Satelliten-Transponder auf Astra angemietet, über den zehn Kanäle digital übertragen werden sollen. Kapazitäten für HDTV dürfte dieser Transponder nicht bieten, da neben bis zu sechs parallelen Spielen am Samstag auch eine Bundesliga-Konferenz gezeigt werden soll. Für verschiedene Spielperspektiven, wie sie Premiere anbietet, ist dort bislang auch noch kein Platz. Für die Satellitenverbreitung der deutschen Fußball-Bundesliga ab der Saison 2006/2007 wird die ORF-Tochter-ORS sorgen. Die ORS wird die TV-Signale der Bundesliga aufbereiten, verschlüsseln und über Astra ausstrahlen. Als Verschlüsselungssystem kommt das bereits von ORF und "Easy TV" genutzte Cryptoworks zum Einsatz. Dies spart arena Lizenzkosten für die Verwendung des von Premiere genutzten Nagravision-Systems. Sat-Receiver, die über einen Common Interface-Slot verfügen, lassen sich mit einem CA-Modul wie z.B. "Alphacrypt" in die Lage versetzen, Cryptoworks zu entschlüsseln. Beim Abschluss eines 24 Monats-Vertrages bietet arena auch einen geeigneten Sat-Receiver zum Preis von 89 EUR an. Ältere Sat-Receiver, die bereits für Premiere genutzt wurden, sollen auch in der Lage sein, die verschlüsselten arena-Programme darzustellen, obwohl gerade die weit verbreiteten dboxen der ersten und zweiten Generation nur Betacrypt bzw. Nagravision unterstützen. Wir prüfen "die Verschlüsselung für bestehende Decoder nach Nagravisionstandard“, sagte Christoph Bellmer, Geschäftsführer Technik und Vertrieb. „Mit dieser Lösung stellen wir einen flächendeckenden Satellitenempfang sicher“, sagte Bellmer. Genauer ist bereits unter www.arena.tv zu lesen: "Für Premierekunden mit Satellitenempfang stehen wir derzeit in Gesprächen mit APS, einem Partner von Premiere, um auch den Empfang über die derzeit verbreiteten "geeignet für Premiere" STB zu gewährleisten. Hierbei sind wir letztendlich auf das Wohlwollen von Premiere angewiesen." Arena weist im Online-Bestellformular für Satellitenempfänger darauf hin "dass in dem Fall, dass künftig das arena-Angebot mit Ihrem "Premiere" Receiver empfangen werden kann, dies mit zusätzlichen Kosten verbunden sein kann. 

Im Kabel wird von vornherein auf Nagravision gesetzt, womit ein einfacher Empfang des Arena-Angebots im Kabel gewährleistet werden soll. Allerdings: Im Kabel ist eine bundesweite Verbreitung bislang noch nicht sichergestellt. Eine komplette Verfügbarkeit des arena-Angebots ist zunächst nur via Satellit garantiert. Bislang steht lediglich fest, dass die Kabelnetzebetreiber ISH und IESY in NRW und Hessen ab August die Bundesliga verbreiten werden. Mit anderen Kabelnetzbetreibern laufen derzeit noch die Verhandlungen. 

Mit arena wird die Bundesliga optisch günstiger als zuletzt bei Premiere, wo die Bundesliga zuletzt 14,90 EUR/Monat kostete, das Programmpaket "Fußball Live" allerdings nur in Verbindung mit einem weiteren Programmangebot zu Preisen von zusätzlich mindestens 19,90 EUR/Monat abonniert werden konnte. Dafür bot Premiere für die 14,90 EUR aber auch nicht nur die Fußball-Bundesliga, sondern noch zahlreiche andere Fußball-Übertragungen inklusive Fußball-WM an. Das Arena-Angebot umfasst bislang neben der Bundesliga lediglich einige Spiele der italienischen Serie A.

Mit dem Slogan "Aus Liebe zum Spiel" verkauft Arena die Bundesliga dem Zuschauer, zeigt dabei aber gegenüber Kabelkunden wesentlich mehr Liebe als gegenüber Haushalten mit Satellitenempfang: Den wesentlich günstigeren Preis von 9,90 EUR/Monat für die komplette Bundesliga gewährleistet arena derzeit nur Kunden der Kabelnetze von ISH und IESY, sofern diese sich im Internet unter www.arena.tv online bis 31. Mai registrieren und für ein Abo mit 12 oder 24 Monaten Laufzeit entscheiden. Satellitenkunden müssen 14,90 EUR/Monat zahlen, auf die nochmals ein Aufschlag von 5 EUR/Monat als "Satellitenbereitstellungsgebühr" berechnet wird. Die ursprünglich von der DFL als Auflage gemachten Pay TV-Kosten von maximal 20 EUR/Monat werden für Satellitenkunden also gerade einmal um 10 Cent unterboten. Kabelkunden werden ab Juni 14,90 EUR/Monat zahlen müssen. Arena bietet neben dem Fußball-Angebot als Ergänzung noch das Pay TV-Paket "tividi" an, dass via Satellit aus den Kanälen Kinowelt TV Premium, der Kinderkanal Boomerang (auf deutsch) und National Geographic Channel. Sport rund um die Uhr gibt’s bei NASN oder Eurosport 2 (auf deutsch). tividi kostet 9,90 EUR/Monat, zusammen mit dem Arena-Bundesliga-Paket 19,90 EUR/Monat zuzüglich "Satellitenbereitstellungsgebühr" in Höhe von 5 EUR. Kabelkunden werden auch bei den "tividi"-Konditionen bevorzugt: Sie bekommen für insgesamt 16,90 EUR/Monat zusätzlich zu arena das wesentlich größere Programmangebot tividi family mit 15 Kanälen und das Musikangebot tividi Audio mit 47 Musikkanälen. Für 19,90 EUR/Monat bekommt man im Paket "arena + tividi Komplett" auch noch weitere 20 Programme angeboten und bekommt bei einer Vertragslaufzeit von zwei Jahren den Digital-Receiver sogar kostenlos. 

Auch die "Aktivierungsgebühr" (entfällt bei Online-Bestellung über www.arena.tv) ist mit 29.95 EUR für Satellitenkunden höher als für Kabelzuschauer, die nur 19.95 EUR zahlen müssen.

So gesehen wirkt "arena" wie ein Marketinginstrument für noch umfangreichere Pay TV-Pakete, mit denen vor allem Kabelkunden für das Digitalfernsehen erwärmt werden sollen. Wen wundert's: Schließlich ist die "Arena Sportrechte und Marketing GmbH" eine Tochter des Kabelnetzbetreibers Unity Media. Am Montag legte Unity Media-Chef Parm Sandhu gegenüber der Financial Times Deutschland auch angesichts der geäußerten Zweifel, ob die Fußball-Bundesliga für Arena überhaupt ein gewinnbringendes Geschäft werden könnte auch offen dar, dass man die Bundesliga-Rechte deswegen erworben hätte, um die Digitalisierung des Kabels anzutreiben.

Das "Kleingedruckte" der Arena-AGBs enthält auch einige Feinheiten, die nicht unbedingt im Sinne des Verbrauchers sind: So heißt es z.B. "Außerdem ist arena berechtigt, dem Kunden ausschließlich SmartCards zu überlassen, die nur mit einem der SmartCard zugeordneten Digital Receiver genutzt werden können (sog. "Pairing")". Sofern dies technisch möglich ist, würde dies den Einsatz der Smartcard auf verschiedenen Sat-Receivern innerhalb eines Haushalts unmöglich machen. Nicht nur das, der Kunde soll Arena auch noch mitteilen, welchen Receiver er benutzt: "Der Kunde wird sowohl bei Vertragsbeginn als auch bei einem späteren Wechsel des Digital Receivers deren Herstellerfirma, den Serientyp und die Seriennummer arena mitteilen, damit der Digital Receiver der SmartCard ggf. zugeordnet werden kann. Gleiches gilt ggf. für eine SmartCard, sofern die Möglichkeit besteht, andere als von arena zur Verfügung gestellte SmartCards zu nutzen".

Trotz Pay TV-Gebühren wird das Arena Bundesliga-Angebot übrigens nicht komplett werbefrei zu sehen sein. Vor und nach den Spielen sowie in den Halbzeitpausen sollen Werbespots gezeigt werden. "Schnupper-Abos" werden nicht angeboten. Die Mindestvertragslaufzeit liegt bei 12 bzw. 24 Monaten. Der Sendestart beginnt am 11. August. Bereits ab Juli soll ein "Testsignal" gesendet werden.